Kurz zusammengefasst (unten etwas mehr mit Bilder): Im Grossen und Ganzen lief es mir ganz gut. Die 42 Kilometer absolvierte ich bei Regen und auf einer eher coupierten Strecke in 2:39:15. Das heisst, Sieg, Streckenrekord und die EM-Limite um fast 5 Minuten unterboten. Es war aber kein einfaches Rennen. Leider war ich ab Kilometer 7 alleine unterwegs und das war mental überhaupt nicht einfach. Ich versuchte mich an meiner Uhr zu orientieren. Diese stieg aber nach 10 Kilometern aus (das lag wohl an mir, weil ich sie nicht bedienen konnte). So lief ich einfach nach Gefühl und liess mich von der super Stimmung tragen. Eine Krise (Hammermann) hatte ich nie und auch muskulär keine Probleme. Einzig gegen Schluss wurden die Beine etwas schwerer. Ich war mental aber so positiv eingestellt, dass auch die letzten Kilometer wie im Flug vorbeigingen. Der Zieleinlauf war sehr emotional und wunderschön für mich…..ich war sooooo happy (immer noch). Herzlichen Dank meinen Betreuern Maria Heim, Fritz Häni und meinen Eltern auf der Strecke. Eure Arbeit war einfach toll. Ebenfalls herzlichen Dank der ganzen Organisation des Marathons, dem Hauptsponsor und meinem Ausrüster ASICS, den sehr vielen Zuschauern auf der Strecke, so wie den Fans, die extra für mich angereist sind……ihr wart sooooo toll! Ebenfalls ein herzliches Dankeschön meinem Physio und Massageteam für die perfekte Vorbereitung!
Erlebnisbericht:

Zu meiner Überraschung regnet es am Sonntag morgen wie aus Kübeln. Ich versuche dies zu verdrängen und es positiv zu sehen. 40 Minuten vor dem Start, entscheide ich mich sogar noch für ein anderes Lauftenu. Der Jahreszeit entsprechend möchte ich eigentlich nicht mehr im Slip und im kurzen Top laufen. Jedoch werde ich so oder so nass und je weniger Kleider ich trage, desto weniger Stoff saugt sich mit Wasser voll. Kalt ist es ja heute nicht und so laufe ich ganz kurz….

Am Start suche ich nach möglichen Männer, die mein Tempo etwa laufen werden. Fündig werde ich aber nicht und so werde ich mich auf meine Uhr und die Betreuer auf der Stecke verlassen….
Der Start ist um 9.00 Uhr. Ich laufe los, einfach mal nach dem Gefühl. Ich bin nervös, weil ich nicht recht weiss, ob ich zu schnell oder zu langsam laufe. Ich laufe normal nie mit einer GPS Uhr und in der Aufregung kann ich sie heute nicht recht bedienen. Sie zeigt mir immer was anderes an und ich werde noch nervöser.
Nach 7 Kilometern bin ich alleine unterwegs….“Oh mein Gott“, denke ich….“ wie stehe ich das 42 Kilometer so alleine und ohne Uhr durch. Die erste Runde ist mental hart und ich überlege mir mehrmals, nur die 21 Kilometer zu laufen. Das Publikum in Luzern ist aber soooo toll, die Stimmung einfach genial, dass ich diese Gedanken wieder ausblende. Mein Ziel ist und bleibt der Marathon und das ziehe ich jetzt einfach durch.
Zum Glück habe ich alle 5 Kilometer Betreuungspersonen auf der Strecke. Sie sagen mir, ob ich den Plan einigermassen einhalte. Zusätzlich werde ich als erste Frau von einem Velofahrer begleitet.

Die ersten 21,1 Kilometer sind überstanden. Obwohl die Schuhe vom Regen schwer sind, fühlen sich meine Beine noch sehr gut an. Den Halbmarathon passiere ich bei 1 Stunde 18 Minuten und 30 Sekunden. Wenn alles gut geht, laufe ich jetzt also noch gut 80 Minuten. Das ist nicht mehr lange, rede ich mir ein.

Erstaunlicherweise fühle ich mich auf der zweiten Runde um einiges besser, auf jeden Fall mental. Ich passiere die beiden Anstiege nun zum zweiten Mal. Jaja…die Beine sind jetzt schon nicht mehr ganz so frisch….das merke ich! Aber trotzdem läuft es noch ganz gut. Ab dem Kilometer 33 fühlen sich die Beine etwas schwer an. Aber jetzt freue ich mich auf die Passage im KKL und auf die vielen Zuschauer in Luzern. Das motiviert mich sehr und ich warte vergeben auf den Hammermann….es läuft mir irgendwie immer besser.

Die Passage durch das KKL ist absolut atemberaubend. Das geniesse ich sehr.
Noch 4 Kilometer sind zu laufen. Ich kanns kaum glauben, bald hab ichs geschafft. Ich höre überall tosenden Applaus. Die Stimmung ist einfach genial und ich habe richtig Gänsehaut. So werde ich fast automatisch dem Ziel entgegen getragen.
Noch zwei Kilometer…..ich beschleunige mein Tempo. Jetzt wirds hart und ich bin froh um jeden gelaufenen Meter. Ich habe aber keine Ahnung, ob es für die Limite reichen wird….das macht mich etwas nervös. Plötzlich höre ich den Speaker von Weitem….“Sie wird die Limite deutlich unterbieten“! Langsam wird mir bewusst, was ich heute schaffen werde…..ich freue mich nun sehr auf den Zieleinlauf…
Beim Einbiegen auf die Zielgerade sehe ich die Zeitmessung: 2:39:xx. Ich kann es fast nicht glauben, aber es ist so. Emotional ist es etwas vom Grössten, was ich beim Zieleinlauf erlebe. Unter tosendem Applaus werde ich vom Publikum empfangen. Ich weine fast vor Freude…..dieses Gefühl, diese Gedanken und diese Freude….einfach unbeschreiblich schön.
Den Swiss City Marathon habe ich mit einem grossen Vorsprung gewonnen und den Streckenrekord um 8 Minuten unterboten. Was mich besonders freut ist, dass ich die Limite für die Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich (2014) in einem sehr schwierigen Rennen, bei schlechten Wetterverhältnissen um fast 5 Minuten unterboten habe. Wer selektioniert wird, wird aber erst Ende April entschieden (die sechs besten Schweizerinnen).
Zweite Dame wurde übrigens meine Berglaufkollegin Petra Eggenschwiller. Sie lief mit 2:52:xx persönliche Bestzeit. Herzliche Gratulation! Dritte wurde Fränzi Inauen, die ebenfalls ein gutes Rennen gezeigt hat.
Anschliessend an das Rennen genossen wir noch eine sehr würdige und schöne Siegerehrung.

Den Abend verbringe ich noch mit Freunden vom Berglauf am „Zibelimäret“ in Oensingen:-).
Jetzt gönne ich mir eine 2-3 wöchige Laufpause…(Muskelkater ist momentan vorhanden….Treppensteigen vermeide ich auf jeden Fall;-)) Ich werde in dieser Zeit etwas Velofahren, Wandern, Energie tanken, den Erfolg geniessen und freue mich aufs Ausschlafen;-)) Jaja….heute Montag morgen werde ich schon um 7.00 Uhr geweckt…..wer ist das wohl? Die Dopingkontrolle natürlich….solange aber Gummibärli, Bananen und Brot nicht auf der Liste stehen, habe ich nichts zu befürchten:-)