Nach einer 7-monatigen Verletzungspause konnte ich im Juni dieses Jahres mit mit dem Laufaufbau und anschliessend mit einer knapp 3-monatigen Marathonvorbereitung beginnen. Die Limite für die Leichtathletik WM in Doha hätte ich gehabt. Doch wir entschieden uns wegen den klimatischen Bedingungen für den Berlin Marathon. Ich musste für die Olympiaquali eine schnelle Zeit laufen.
Mit regelmässiger Therapie und Massage konnte ich schrittweise Umfang und Intensität steigern. Mein Trainer Fritz passte jeden Tag das Training an meine körperliche Verfassung an. Ich musste mich wieder an das tägliche Laufen gewöhnen und die Lauftrainings machten mich müder als im letzten Jahr. Der Körper verlangte mehr Erholung. Ich kam auch nicht an die Trainingswerte vom letzen Jahr heran, was mich bis zum Berlin Marathon immer wieder verunsichert hat. Doch ich fühlte mich körperlich besser, war im letzten halben Jahr nie krank, hatte immer weniger Beschwerden und konnte Umfang und Intensität von Woche zu Woche etwas steigern.
In der 2-wöchigen Taperingphase fühlte ich mich entgegen meinen Erfahrungen ausserordentlich gut. Einzig das Selbstvertrauen fehlte zwischendurch etwas. Fritz und mein Physioteam haben mich in diesem Bereich immer wieder positiv unterstützt.
Die Vorfreude auf den Marathon war riesig. Ich durfte im stärksten Elitenfeld der Berlin Marathongeschichte starten. Eine Olympiasiegerin, eine Marathonweltmeisterin, insgesamt 5 Frauen mit Bestzeiten unter 2:22 und viele andere sehr starke Läuferinnen waren am Start. Mit meiner Bestzeit von 2:28:07 war ich Melderang 14.
Ich wollte möglichst nahe an die Olympialimite, die bei 2:29:30 liegt, herankommen. Es gab drei Tempomacher für diese Zeit (für die Deutsche Anna Hahner) und wir entschieden uns, dass ich in dieser Gruppe das Rennen starten werde. Im Nachhinein wurde mir das aber zum Verhängnis, weil diese Gruppe letztendlich deutlich über dieser Zeit ins Ziel kam. Der Start war langsam (die ersten 10km in 35 Minuten) und auf den ersten Kilometern bin ich fast verzweifelt. Ich traute mich aber nicht von Beginn weg eifach schon davonzulaufen….ich vertraute den Tempomachern. Sie hätten souveräne Arbeit geleistet, doch weil angeblich Anna Probleme hatte war das Tempo zu langsamer als geplant.
Nach etwa 9 Kilometern hielt ich es nicht mehr aus und ich löste mich von der Gruppe und eilte davon. In diesem Moment war mir klar, dass ich zu viel Zeit in dieser Grupoe „verplämperlt“ habe. Jetzt gab es nur noch eins: Das Feld von hinten aufrollen und Zeit gut machen.
Ich überholte viele Männer und im Frauenfeld arbeitete ich mich von Rang 15 auf Rang 9 hervor. 6 Kilometer vor dem Ziel rief mein Trainer zu vor mir seien noch 7 Afrikanerinnen, eine Deutsche Frau afrikanischer Herkunft und eine Belgierin. Die Belgierin könne ich noch aufholen. Gesagt getan!
Vor mir war jetzt nur noch der Afrikazug mit 8 Frauen afrikanischer Herkunft. Ich fühlte mich noch gut, hatte keine Krise und konnte auch auf den letzten Kilometern das Tempo aurecht erhalten. So überquerte ich als erste Frau europäischer Herkunft die Ziellinie mit einer Zeit von 2:31:24.
Es kamen unbeschreibliche Emotionen auf und ich war sehr glücklich und erleichtert nach dem schwierigen Jahr wieder um die 2h30min laufen zu können. Es gibt jetzt trotzdem noch ein aber. Beim Überqueren der Ziellinie dachte ich, ich könnte noch weiterrennen. Genau das sollte aber beim Marathon nicht sein. Ich habe zwar alles gegeben, doch die ersten 10km waren für mich als Schnellstarterin einfach zu langsam. Ich bin überzeut, dass an diesem Tag noch mehr möglich gewesen wäre und das ärgert mich! Es ist ganz klar noch Luft nach oben. Mit meinem EM Marathon im letzten Jahr wo ich 2:28:07 gelaufen bin und mit dem jetzigen Resultat habe ich zwei gute Resultate die für Tokyo zählen und im „World Ranking“ sieht es recht gut aus. Aber sicher ist noch nichts.
Ein Top Resultat möchte ich noch bringen
Zuerst mache ich aber eine 2-wöchige Laufpause, das hat mein Körper verdient. Wie es weitergeht, werde ich in den nächsten Wochen mit meinem Trainer entscheiden.
Ein riesengrosses Dankeschön an meinen Trainer der einmal mehr souveräne Arbeit geleistet hat, vor, während und nach dem Rennen. Wir sind einfach ein super Team.
Ebenfalls ein riesengrosses Dankeschön geht an mein Ärzte/Physioteam im Physio in Fit in Zuchwil. Insbesondere an Physiotherapeutin Chantal Wenger, die mich zusammen mit ihrer Familie in Berlin betreut hat.
Ein ganz herzliches Dankeschön an meine Eltern, die immer und überall so viel für mich tun. Ich bedanke mich bei meinen Freunden, bei meinen Fans, Sponsoren und bei allen die ich jetzt vergessen habe.
Danke dem Veranstalter für den top organisierten Event und nicht zuletzt meinem „Getränkemann“ der mir alle 2.5-5km mein Sponser Competition Getränk reichte.