Erfahrungsbericht Berlin Marathon2015

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Mit meinen Eltern, meinem Trainer Fritz Häni und seiner Frau Charlotte reise ich am Freitag Abend nach Berlin ✈️. Ich bin im 5 Stern Athletenhotel unterbracht☺️
Am Samstag schauen wir uns das Startgelände an, besuchen das „Technical Meeting“ und treffen die letzten Vorbereitungen für das Rennen.
Am Sonntag morgen um 6.00 Uhr frühstücke ich ausgiebig. Um 7.00 Uhr habe ich bereits den ersten Termin mit einem Kamerateam fürs Schweizer Fernsehen (Ich werde über längere Zeit vom Fernsehen begleitet und irgendwann gibt es in der Sportlounge einen Beitrag).
Dieses Kamerateam begleitet mich nun bis zum Start um 9.00 Uhr.
Bis jetzt hat sich die Nervosität in Grenzen gehalten, langsam spüre ich jetzt aber eine Anspannung. Am Start des Berlin Marathons sind über 40000 Läufer und Läuferinnen. Das Elitenfeld in dem ich starten darf, ist mit den besten Läufer und Läuferinnen der Welt besetzt.
Der Berlin Marathon soll für mich nach einer langen erfolgreichen Saison noch einen schönen Abschluss bilden. Ich habe mir keine Zeit vorgenommen, habe keinen Tempomacher, mein Ziel ist es aber, eine neue persönliche Bestzeit zu laufen.
Um 9.00 Uhr fällt der Startschuss. Ich laufe nach Gefühl. Das Tempo ist hoch, für mich aber angenehm. Die ersten 21 Kilometer laufen wie am Schnürchen und ich überquere die die Halbmarathonmarke bei einer Zeit von 1:14:46. Für mich ist das eine neue persönliche Bestzeit. Zu meinem Ärger habe ich aber auf den ersten 21 Kilometer meine ersten 4 Getränkefläschlein nicht bekommen. Zwei liegen am Boden, eines ist nicht da und das letzte wurde von der Athletin vor mit genommen?
Trotzdem läuft noch alles locker und ich fühle mich gut. Ab Kilometer 25 erlebe ich etwas, was ich noch nie erlebt habe. Von der einen Sekunde auf die andere werden meine Beine schwer….jaja immer schwerer. Ich scheine nicht mehr vom Fleck zu kommen und ich werde langsamer. Noch sind aber ganze 17 Kilometer zu laufen. Ich wusste nicht, dass 17 Kilometer so lange sein können. Jeder Kilometer scheint immer länger und mühsamer zu werden. Die Beine schmerzen und ich frage mich wieso ich mir so was antue. Diese Erfahrung habe ich in meiner ganzen Läuferkarriere noch nie gemacht. Aufgeben gibt es bei mir aber nicht….also bleibt mir nicht anderes übrig als durchzubeissen. Das Gefühl ist komisch: Herzkreislaufmässig bin ich absolut nicht am Limit, jedoch sind die Beine so schwer, dass es nicht mehr schneller geht.
Die letzten 4 Kilometer sind die härtesten und noch 200m vor dem Ziel habe ich das Gefühl, es sei noch weit. Jetzt erblicke ich die Uhr im Ziel: 2:36:xx!
Ich traue meinen Augen nicht. Eine neue persönliche Bestzeit habe ich mir doch eigentlich schon lange abgeschminkt. Überglücklich überquere ich die Ziellinie mit einer Zeit von 2:36:58. Meine Bestzeit habe ich um mehr als 2 Minuten unterboten, obwohl ich so eine Krise hatte nach 25 Kilometern.
Muskulär bin ich im Ziel erschöpft, herzkreislaufmässig wäre aber noch einiges drinn gelegen.
Insgesamt bin ich mit meinem Resultat zufrieden und stolz auf meine Bestzeit. Meine eigenen Ziele und Erwartungen habe ich erfüllt. Auch die etwas unangenehme Erfahrung, die ich nach 25 Kilometern machen musste, wird mich in der Zukunft weiterbringen. Sicherlich bin ich etwas schnell gestartet und wie sich das Missgeschick mit den Trinkfläschlein auf die Muskulatur ausgewirkt hat, darf ich mich sicherlich auch fragen. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich noch zu mehr fähig bin. Das bedingt aber eine spezifische Marathonvorbereitung. Dieses Jahr ist meine Formkurve auf die Langdistanz WM ausgerichtet gewesen und das haben wir perfekt hingekriegt. Nach Zermatt bin ich etwas mehr im Flachen gelaufen, aber mit 40-50 Kilometer keine spezifische Marathonvorbereitung gemacht. Für mich ist es aber wichtig, den Laufumfang langsam zu steigern. Ich bin noch jung und habe die besten Jahre noch vor mir.

Nach dem Marathon ist Erholung angesagt. Mit meinen Eltern, meinem Trainer Fritz und Charlotte verbringe ich noch ein paar wunderschöne und erholsame Tage in Berlin. Der Muskelkater ist so stark, dass wir Velos mieten um mich vor dem Spazieren zu schonen:-)Nette Bekanntschaft machen wir bzw. Fritz mit der Berliner Polizei?☝️?
Sie haben nochmals ein Auge zugedrückt?

Ein riesengrosses Dankeschön an meine Eltern, an meinen Trainer Fritz Häni und Charlotte für die tolle Unterstützung in Berlin. Ihr habt so viel für mich getan und das schätze ich sehr.
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