
Bericht SZ/Inferno-Halbmarathon
21,1 Kilometer und 2200 Höhenmeter sind beim Inferno Halbmarathon von Lauterbrunnen auf das Schilthorn zurückzulegen. In diesem Zusammenhang liest man auch oft vom teuflischen Halbmarathon.
Um 10.15 Uhr nahmen 98 Frauen und 378 Männer die Strecke unter die Füsse. Mit dabei war auch die stark laufende Vorjahressiegern und EM-Kollegin Angela Haldimann. Für mich war die Länge des Rennens absolut neu, ich hatte keine Erfahrungen über diese Distanz. Dementsprechend nervös war ich am Start.
Ich wusste einfach, dass ich das Rennen ganz gut einteilen musste und nicht zu schnell starten durfte. Also ging ich das Rennen zwar zügig, aber dennoch einiges langsamer als normal an. Von Beginn weg ging ich bei den Frauen in Führung, lief unter den 10 schnellsten Männer und konnte mich auf den ersten 5 Kilometern schon um zirka 2 Minuten von Angela distanzieren. Bis Mürren sind auf einer Distanz von 13 km etwa 800 Höhenmeter zu überwinden. Bis dorthin fühlte ich mich richtig locker und gut.
Nach dem Sportzentrum von Mürren ging es dann aber richtig los. Es wurde steil, unglaublich steil! Der erste Kilometer ging ja noch, aber im Wissen, dass noch 8 weitere solche Kilometer folgen würden und wir schon 13 in den Beinen hatten…uff, das war auch mental nicht einfach. Nach einer Weile kam ich zum bekannten Kanonenrohr. Hier ging’s so steil hoch, dass es schlicht unmöglich war, noch zu laufen. Ich musste den Gehschritt einnehmen. Ab dieser Stelle ging ich oft im Gehschritt. So konnte ich Kräfte sparen, und sowieso war man so schneller als im Joggingschritt.
Bei jeder Verpflegungsstelle hielt ich ganz kurz an und stärkte mich mit einem isotonischen Getränk. Nach gut 90 Minuten waren noch 4 Kilometer zu überstehen. Ich wusste, dass dies noch mindestens 50 Minuten dauern würde. Ich fühlte mich zwar immer noch gut, aber trotzdem lief ich total am Limit. Auf den letzten 1,5 Kilometer waren noch einmal 400 Höhenmeter zu überwinden. Zum Teil musste man sich an Seilen festhalten und konnte nur noch auf allen Vieren gehen. Diese 1,5 Kilometer kamen mir unendlich lange vor und man schien irgendwie nicht vorwärts zu kommen. Nach 2 Stunden 19 Minuten 35 Sekunden überquerte ich erschöpft, aber überglücklich als Siegerin die Ziellinie. Vor mir hatten dies nur gerade mal 9 Männer geschafft. Zweite wurde Angela, die zwei Minuten hinter mir eintraf und ebenfalls ein fantastisches Rennen gezeigt hatte (sie war 11 Minuten schneller als bei ihrem Vorjahressieg). Karin Jaun wurde dritte. Mit einer solchen Zeit hätten Angela und ich nie gerechnet. Abgesehen von der schottischen Streckenrekordhalterin Angela Mudge (Weltmeisterin), war noch nie eine Frau schneller oben angekommen als wir zwei. In den letzten Jahren lagen die Siegerzeiten immer etwa zwischen 2:25h und 2:35h. Bei den Männern gewann Berglauf-Schweizermeister David Schneider in 2:04:03 überlegen.
Rückblickend war es ein wunderschönes Rennen, ich fühlte mich insgesamt gut und konnte es, abgesehen von den letzten teuflischen Kilometern, sogar geniessen. Zum ersten Mal bin ich in meinen Wettkampfjahren auch an meine körperlichen Grenzen gestossen. Im Nachhinein war das aber eine absolut tolle Erfahrung, die nach mehr schreit.
Zum Erfolg geführt hat aber sicherlich nicht nur meine momentan gute Form, sondern auch, dass ich mir das Rennen gut eingeteilt habe und vor allem, dass ich mich von Beginn weg bei jeder Verpflegungsstelle (insgesamt waren es etwa 10) ausreichend mit energiereichen Getränken gestärkt habe. Dies ist ganz wichtig, um einem Leistungseinbruch vorzubeugen.
Am Nachmittag fand dann noch die schöne und feierliche Siegerehrung im Sportzentrum von Mürren statt. Auch diese konnten wir richtig geniessen. Den Organisatoren und Helfern des Inferno Rennens möchte ich an dieser Stelle meinen besten Dank aussprechen, alles war super organisiert und klappte vorzüglich. Ein herzliches Dankeschön gilt auch meinen Eltern, die mich bestens betreut haben.








